Jahrgang 10 der GBM nimmt am Präventionsprojekt Crash Kurs NRW teil
Auch in diesem Jahr konnten Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs am Crash Kurs NRW teilzunehmen. Am 8.11. fanden sich alle SchülerInnen, begleitet von ihren KlassenlehrerInnen und dem Stufenleiter Dr. Volker Schwarz, um 10.30 Uhr in der Aula der Realschule an der Mühlenstraße ein und folgten gebannt den Ausführungen der Vetreter von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten über die Gefahren von Raserei und Alkohol im Straßenverkehr. Es wurde besonders still, da einige Fälle und auch Opfer bekannt waren.
Das Polizeipräsidium Gelsenkirchen, vertreten durch die Direktion Verkehr, hat schon vor einigen Jahren ein Präventionsprojekt zur Verhaltensbeeinflussung bzw. -änderung von jugendlichen Verkehrsteilnehmern im Straßenverkehr in Gelsenkirchener Schulen initiiert, welches sich mittlerweile als wertvolles Projekt zum Schutz von Jugendlichen etabliert hat.
Zu den Schulen, die seit Jahren regelmäßig und aktiv an diesem Präventionsprojekt teilnehmen, zählt auch die Gesamtschule Buer-Mitte. Das Projekt hat auch eine internationale Anknüpfung, schließlich ist der Kern des Problems ebenfalls international verbreitet. Der Anstoß zu dem Projekt erfolgte durch das Innenministerium NRW, auf Basis eines ähnlichen Projektes der englischen Staffordshire Police. Das Gelsenkirchener Team des Crash Kurses NRW bestand am Projekttag aus Herrn Jahns und Herrn Wilger (Polizei Gelsenkirchen), Herrn Brüggemann (Feuerwehr Gelsenkirchen), Herrn Dr. Lange (Notarzt Gelsenkirchen) und Herrn Rutz (evangelischer Pfarrer/Notfallseelsorger); die Schülerinnen und Schüler der sechs Klassen der GBM wurden von Frau Bockhoff, Herrn Bruchmann, Herrn Krause, Herrn Kutsojannis, Frau Ruhland und Herrn Dr. Schwarz begleitet.
Wie eng am Geschehen die Veranstaltung konzipiert war, zeigte sich, als Herr Brüggemann, der Rufbereitschaft hatte, zwischenzeitlich zu einem Feuerwehreinsatz gerufen wurde, von dem er später wieder zurückkehren konnte. Das Projekt ist eben „mitten im Leben“ und wird von Jahr zu Jahr immer wieder auf den allerneusten Stand gebracht.
Die Zielgruppe umfasst junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren, die sich und andere bei der Teilnahme am Straßenverkehr erfahrungsgemäß weit mehr als andere Altersgruppen gefährden bzw. schädigen. Angehörige dieser Zielgruppe sind überproportional an Verkehrsunfällen, teilweise mit gravierenden Folgen, beteiligt. Hauptprobleme sind das (Nicht-)Anlegen des Sicherheitsgurtes, Telefonieren während der Fahrt, Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit und Fahren unter Drogen- bzw. Alkoholeinfluss. Hierbei werden die Gefahren für (Bei-)Fahrer oder Mitfahrer und sonstige Verkehrsteilnehmer in den Fokus gerückt. Der Crash Kurs NRW (vgl. http://www.polizei.nrw.de/artikel__157.html) war somit ideal auf die Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs der GBM und der gastgebenden Realschule an der Mühlenstraße zugeschnitten.
Crash Kurs 2015
Also machte sich der gesamte 10. Jahrgang mit den begleitenden Lehrerinnen und Lehrern der GBM am 3. November 2015 um kurz nach 09.35 Uhr auf den Weg zur Aula der Realschule an der Mühlenstraße, wo sich schon die hier lernenden Schülerinnen und Schüler der Realschule an der Mühlenstraße eingefunden und in den ersten Reihen Platz genommen hatten.
Aber auf was durften sich die anwesenden Schülerinnen und Schüler während der 60minütigen Veranstaltung in der Aula der Realschule an der Mühlenstraße einstellen, nachdem sie sich um kurz vor 10:00 Uhr nach erfolgter Vorbereitung in der verdunkelten Aula, in der bereits die Bühne für die Veranstaltung vorbereitet worden war, eingefunden hatten? – Die Projektbeschreibung der Polizei sah folgende inhaltliche Schwerpunkte und Ziele vor: (…) Aus didaktischer Sicht werden Personen aus Berufen, die mit sämtlichen Facetten des Begriffs „Verkehrsunfall“ zu tun haben (Polizeibeamte, Feuerwehrbeamte, Notärzte, Notfallseelsorger etc.) in einer ca. 90 Minuten langen Veranstaltung den Schülerinnen und Schülern authentisch und nachhaltig Situationen und Vorfälle aus ihrem beruflichen Alltag zum Thema „Verkehrsunfall“ vortragen, um dadurch in diesen Betroffenheit zu erzeugen und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie bei entsprechendem Fehlverhalten selbst „Kunden“ des oben genannten Personenkreises werden können. Daneben sollen die Schülerinnen und Schüler motiviert werden, als Mitfahrer andere zu positivem Verhalten im Straßenverkehr anzuhalten. Ergänzt werden die Vorträge durch Video- und Fotoeinspielungen zu den genannten Themenfeldern. (…) – Projekte kommen und gehen. Nicht immer ist nachvollziehbar, ob die Zielsetzungen erreicht wurden und die eigentlichen Zielgruppen wirklich angesprochen werden konnten. Daher war es sicherlich eine Überlegung wert, der Frage nachzugehen, wie diese Veranstaltung beim 10. Jahrgang der GBM angekommen ist und inwieweit sich durch diesen Crash Kurs NRW eine Bewusstseinsveränderung mit Blick auf die (vermeidbaren) tödlichen Gefahren im Straßenverkehr eingestellt hat. Die Wirkung war sichtbar. Die Betroffenheit wirkte nach dem Ende der Veranstaltung auch noch weit in den Schulalltag hinein. Die Sensibilisierung für die tödlichen Gefahren durch das im Crash Kurs NRW dargestellte Fehlverhalten bzw. die Herausstellung der Folgen von Verantwortungslosigkeit im Straßenverkehr ist erneut in hohem Maße erreicht worden. Das lag sicherlich auch an der sinnvollen und psychologisch geschickten Herangehensweise der Veranstalter, wobei eben nicht (von bekannten Lehrkräften) der „erhobene Zeigefinger“ eine pädagogische Rolle einnehmen sollte und die Schülerinnen und Schüler „brav“ alles „abnickten“, um innerlich „abzuschalten“ und womöglich in der Realität noch einen weiteren Gang „hochzuschalten“. Es muss einen echten Zugang geben. Es muss einfach klar sein, dass ich in meinem Leben immer „live“ dabei bin und mich von dem, was ich mache, auch nicht für eine Sekunde abkoppeln oder mich bei kriminellem, vorsätzlichem und grob fahrlässigem Verhalten durch irgendeine schlechte Ausrede entschuldigen kann!
Die Anwesenden äußerten sich überrascht darüber, wie schnell ein tödlicher Unfall entsteht, wie schnell ein Leben beendet sein kann und wie verletzlich ein menschlicher Körper ist. Und wie wertvoll die Gesundheit ist. Was es heißt, ein Leben lang mit unvorstellbaren Schmerzen leben zu müssen. Was es heißt, für das Leiden anderer Menschen oder deren Tod verantwortlich zu sein! In zahlreichen Einzeläußerungen – während und nach der Veranstaltung sowie in den Nachbereitungsphasen – stellte sich zudem heraus, dass sich die Zielgruppe mit der Veranstaltung in sehr hohem Maße identifizieren konnte, und zwar gemäß der Fragestellung: „Was hat das mit mir zu tun?“ Der Crash Kurs NRW hat den Jugendlichen gezeigt, dass sie selbst tatsächlich schnell in einen „Crash“ verwickelt sein können, ob (bald) als Fahrer(in) oder bereits als Mitfahrer(in), denn viele bereiten sich auf den Führerschein für das Auto vor oder sind bereits mit dem mit einigen PS bzw. KW ausgestatteten Zweirad unterwegs. Die von den Initiatoren angebotenen Strategien im Umgang mit gefährlichen Situationen im Straßenverkehr (z. B.: „Der Fahrer, der mich/uns hier gerade von der Disko nach Hause fährt, ist betrunken – was kann ich jetzt bloß machen?“) wurden aufgegriffen und später – in der Nachbereitung im Unterricht – als „ihre“ Problemlösungsstrategien definiert. In kleineren Kreisen wurden weitere praktische und sehr lebensnahe Strategien erarbeitet, wie man geschickt in einer solchen Gefahrensituation aus dem Auto eines betrunkenen Fahrers – und damit buchstäblich aus der Gefahrensituation selbst – aussteigen kann. So könnte es – wie es während der Veranstaltung schon als Tipp vorgeschlagen wurde – etwa heißen: „Lass mich an der nächsten Ampel am Kiosk/an der Tankstelle etc. (somit an einem sicheren Ort, der geeignet ist, um dort die Toilette zu besuchen) raus, ich muss zur Toilette/… ich muss mich übergeben…“
Dass die Schülerinnen und Schüler ihre Erfahrungen mit dem Verkehrsprojekt verknüpfen konnten, ist auch darauf zurückzuführen, dass man zu jeder Zeit das Gefühl hatte, „mittendrin“ zu sein. Die Kluft zwischen ihrer „Realität“ und der dargestellten „Realität“ wurde bemerkenswert geschickt geschlossen. Die dargestellten Unfälle wurden mit ihrer jeweiligen Vorgeschichte präsentiert, wobei die Fixierung auf den Raum Gelsenkirchen als besonders wirklichkeitsnah wahrgenommen wurde („…hier bei uns in Gelsenkirchen…“). Im Einzelnen waren hierbei von den Schülerinnen und Schülern zahlreiche Aspekte genannt worden. Die mediale Darstellung gefiel den Anwesenden ebenfalls sehr gut. Gleiches galt für die moderne Darstellung der Inhalte – und vor allem der sehr gelungene Mix aus Technik und die Teilnahme von glaubwürdigen Profis aus dem Leben bewirkte hier sehr viel Positives. Auch die abwechslungsreiche und gelungene Moderation durch Herrn Jahns und Herrn Wilger war sehr ansprechend, sodass zu keiner Zeit Langeweile aufkam.
Die Angemessenheit der Filmbeiträge und sonstigen Beiträge wirkte sich ebenfalls sehr positiv auf die Bereitschaft der Anwesenden, eine konstruktive Auseinandersetzung mit den dargestellten Inhalten und Problemen anzugehen, aus. Somit konnte sich eine Wirkung entfalten, die Aufwand und Ergebnis in ein sehr günstiges Verhältnis stellte. Auch der Kurzbeitrag mit der abschließenden Frage „Könntest du damit leben?“ und die Momentaufnahme „Die letzte Sekunde“ (Beitrag/Videosequenz der letzten Sekunde eines Menschen vor seinem Tod im Rahmen eines Verkehrsunfalls in Zeitlupe mit Kommentierung) überzeugten, denn die anwesenden Schülerinnen und Schüler zeigten sich auch hier sichtlich betroffen. Phasenweise war es tatsächlich vollkommen still im Raum, wenn die zukünftigen motorisierten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer den Schilderungen der überaus glaubwürdigen Profis vor Ort folgten.
Besonders eindrucksvoll erwiesen sich die authentischen Berichte der unmittelbar beteiligten Fachleute, die aus dem Berufsalltag berichteten. Die Schilderungen von Herrn Rutz (Notfallseelsorger, evangelischer Pfarrer), der vor Ort buchstäblich „Erste Hilfe für die Seele“ leisten muss und in diesem Rahmen einen Einblick in die Arbeit der Notfallseelsorge gab, möglicherweise auch Eltern/Verwandten die furchtbarsten Botschaften überbringen muss, verfehlten ihr Ziel ebenfalls nicht. Notarzt Dr. Lange berichtete ebenfalls sehr anschaulich über Unfälle und die verheerenden Folgen für die Verunfallten und ihre Angehörigen, wie Herr Jahns es im Anschluss daran ebenfalls deutlich herausstellte. Es waren an diesem Tag überaus glaubwürdige Zeugen aus dem Alltag auf der Bühne der Aula, die aus realen Situationen – schweren (vermeidbaren!) Unfällen mit traurigen Folgen – in Gelsenkirchen erzählen konnten und schnell den Zugang zu den Jugendlichen erhielten… „Denk nach“ – das schloss auch den verantwortungsvollen Umgang mit Handy/Smartphone mit ein, getreu dem Motto: „Pay attention or pay the price!“ Der Crash Kurs NRW ist übrigens untertitelt mit: „Realität erfahren. Echt hart.“ Während der gut 60 Minuten konnten die teilnehmenden Klassen der Gesamtschule Buer-Mitte und die der Realschule an der Mühlenstraße nachhaltig für die Folgen fataler Fehler sensibilisiert werden. Als Fazit könnte „Konfuzius 2.0“ folglich heißen: Denk nach, bevor du fährst, mach es von Anfang an richtig, damit du auch weiterhin im Straßenverkehr (mit)fahren kannst und nie in einen vermeidbaren Verkehrsunfall mit fatalen Folgen für dich und die anderen verwickelt wirst. Man könnte als humorvolles Sprachspiel im Kontext der Frage: „Habe ich eine Wahl?“ auch den seit Jahrzehnten bekannten angeblich aus ostasiatischen Gefilden stammenden „Verkehrsminister Um-lei-tung“ bemühen, der – wir kehren zurück in die Welt der modernen Navigation – auch mal eine möglicherweise unbequeme Alternativroute, die aber sicher ans Ziel führt, vorschlägt. Im Sinne der Sicherheit des eigenen und fremden Lebens darf es allerdings zur verantwortungsvollen Teilnahme am Straßenverkehr keine Alternative in Gestalt von Übermut, Überschätzung, Leichtsinn, Fahrlässigkeit oder Alkohol bzw. Drogen am Steuer mit unüberschaubaren und möglicherweise fatalen Folgen geben! Die Dinge zu wissen und zu verinnerlichen = wirklich umzusetzen – das sind die bekannten „zwei Paare“ von Schuhen. Wie Sommer- und Winterreifen brauchen wir beide, wenn wir sicher fahren bzw. uns im Straßenverkehr bewegen wollen. Die Moderatoren versäumten es während der Veranstaltung auch nicht, an der einen oder anderen Stelle auflockernde Worte einfließen zu lassen, was von den Anwesenden angesichts der streckenweise sehr ergreifenden Botschaften mit einem (entspannenden) Lachen honoriert wurde. Humor ist sicherlich wichtig, doch geht es um Leben oder Tod, ist Ernsthaftigkeit angebracht. Die Alternative – also die Art der Teilnahme am (motorisierten) Straßenverkehr – sollte daher immer eine sichere und ernsthafte sein. Das war die klare Botschaft. Herr Wilger unterstrich seine Ausführungen noch mit der Aussage: „Zieht die richtigen Schlüsse und passt auf euch auf!“
Zu guter Letzt ist aus schulischer Sicht zu sagen, dass der Crash Kurs NRW durch die passgenau am Horizont der Schülerinnen und Schüler präsentierten Inhalte mit einem harten Realitätsbezug als sehr wertvoller Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit wahrgenommen wurde. Die zum Teil harten Botschaften spiegeln die harte Realität wider, dass es – wie es bereits oben angedeutet wurde – im realen Leben außerhalb von Computerspielen und anderen „Games“ kein „Zurück“ gibt, kein zweites „Life“ und oft leider auch keine zweite Chance. Jeder Mensch sollte im Leben eine echte Chance haben, das eigene Leben bestmöglich zu gestalten; sollte diese wertvolle Chance und die eigene Zukunft (und die anderer Menschen) nicht verspielen. Hier waren die Inhalte des Crash Kurses NRW ideal platziert, um Klarheit zu schaffen. Die dargestellten Inhalte geben einen wirkungsvollen Impuls sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft der jungen Menschen, was den Schülerinnen und Schülern im 10. Jahrgang der GBM und der Realschule an der Mühlenstraße, bald selbst motorisierte Verkehrsteilnehmer auf (zwei oder/und) vier Rädern, die im Sinne der Gestaltung ihres eigenen Lebens die richtige Wahl treffen können, zugutekommen sollte, damit es am Ende einer jeden Fahrt immer wieder heißen kann: „Sie haben ihr Ziel erreicht!“
Vielen Dank an alle Beteiligten und an die Organisatoren des Crash Kurses NRW.
Dr. Hans-Volker Schwarz
Abteilungsleiter des 9./10. Jahrgangs der GBM